Das "aktive" Museum
—  Museumsöffnung am 26. November 2023  —

Das Kunststoffzeitalter hat in Nauheim 1945 begonnen - genau am 5.Juli, als der Ingenieur Hans Börner sich mit seiner Kunststofffertigung in die Handwerksrolle eintragen ließ. Inzwischen besteht die Hans Börner GmbH & Co. KG seit über 78 Jahren und jeder Nauheimer hat schon den Begriff „Nauheimer Lichtkuppeln“ gehört. In der Anfangszeit wurden jedoch nur Haushaltswaren hergestellt und einige dieser Geräte, wie Bestecke, Tortenplatten, Schmuck, Handwerkszeug, Schutzbrillen usw. – alles aus Plexiglas – werden ausgestellt. Plexiglas ist ein Markenname für Acrylglas (chemisch Polymethylmethacrylat, kurz: PMMA), ist ein transparenter thermoplastischer Kunststoff und wurde ab 1928 etwa zur selben Zeit in Deutschland, Großbritannien und Spanien entwickelt. In Deutschland war hieran der Chemiker Walter Bauer (1893–1968) beteiligt. Die ersten gegossenen Scheiben aus Acrylglas wurden im Jahre 1933 in Deutschland von Otto Röhm hergestellt und zur Marktreife gebracht . . .  mehr.

Die heutige Fertigung der Firma Börner umfasst Industrieprodukte, wie die besagten Lichtkuppeln und Lichtbänder, teilweise in metergroßen Ausmaßen. Als ältester deutscher und einziger hessischer Lichtkuppelhersteller wird der Betrieb besonders bei Sonderkonstruktionen geschätzt. Er fertigt Großraumlichtkuppeln bis ca.10,0 m Durchmesser für z.B. Moschee-Kuppeln, sowie individuell gestaltete Produkte, die sowohl bei Neubau als auch bei Sanierungsmaßnahmen zum Einsatz kommen. Er ist Spezialist für Horizontal- und Vertikalverglasung von lichtdurchlässigen Fußballstadiondächern, wie beispielsweise die Bay Arena in Leverkusen, das RheinEnergie-Stadion in Köln, die Rhein-Neckar-Arena in Sinsheim, das Nationalstadion Lia Manoliu in Bukarest, das Allianz-Stadion Rapid Wien u.v.m.

Gut 25 interessierte Besucher fanden an diesem Nachmittag den Weg ins Museum.




Handziselierte Torten- und Kuchenplatten aus Plexiglas von 1948 der Firma Hans Börner


Bereits 1948 und 1949 war die Fa. Börner auf der Frankfurter- bzw. Leipziger Messe vertreten




            

                                



Im Jahr 1933 begann die weltweit erste Herstellung von Gussplatten aus PMMA, die unter dem Warenzeichen Plexiglas vermarktet wurden. Die gegossenen Acrylglasplatten weisen Eigenschaften wie Transparenz, Brillanz, Witterungsbeständigkeit, Formbarkeit und Bruchfestigkeit auf.

Große Entwicklungen erfordern immer eine gewisse Portion Mut. Diesen Mut und auch die nötige Entschlossenheit hatte Otto Röhm Anfang des 20. Jahrhunderts, als er sich der Erforschung von Kunststoffen widmete und schließlich 1933 PLEXIGLAS® erfand.

Plexiglas ist bei einer Temperatur von 150 – 170°C formbar.

Die chemische Formel von PMMA ist (C5O2H8)n.
Grundstoffe sind Aceton, Blausäure, Schwefelsäure und Methanol. Diese Materialien sind zwar giftig, das Produkt Polymethylmethacrylat ist aber ungiftig, was es auch für die innere Medizin und andere sensible Bereiche interessant macht.

Der Europäische Green Deal umfasst einen Aktionsplan für die Europäische Union, um bis 2050 klimaneutral zu werden und die europäische Wirtschaft nachhaltig zu gestalten. Durch seine Eigenschaften trägt PMMA zu diesem Ziel bei, zum Beispiel im Bauwesen. Denn Polymethylmethacrylat ist als Baumaterial langlebig und witterungsbeständig und erhöht somit die Lebensdauer von Gebäuden und vermindert Abfall und CO2-Emissionen.
Aufgrund seiner Eigenschaften findet Plexiglas sowohl in der Optik, in der Technik, im Fahrzeugbau im Bauwesen als auch im Konsumgüterbereich vielfältige Anwendung. Weil Plexiglas bei Materialdicken von bis zu 33 Zentimetern durchsichtig ist, lassen sich mit diesem Werkstoff sogar bruchsichere Aquarien bauen.
Beispiele für die zahlreichen, breit gefächerten Einsatzgebiete sind:
·    Optik: Uhrgläser, Brillen, Linsen, Prismen, Lupen, Licht leitende Fasern, LED-Platten, optische Speicher
·    Fahrzeugindustrie: Scheiben und Dächer von Fahrzeugen zur Personenbeförderung, Wohnwagenfenster,               Abdeckungen für Blinker, Scheinwerfer und Rückstrahler
·    Elektrotechnik: Schutzscheiben für Fernsehgeräte, Flachbildschirme, Abdeckungen für Leuchten, Skalen, Schalter, Elemente in der Fotovoltaik
·    Bau: Schutzverglasungen, Schallschutzwände, Verkehrsschilder, Werbeschilder, Leuchtdecken, Leuchten, Lichtkuppeln, Rohre, Waschbecken, Duschkabinen, Badewannen, Gewächshäuser
·    Sonstige: Büroartikel, Gießharze zum Eingießen von technischen oder biologischen Objekten, Prothesen, Zahnfüllungen, Maschinenverglasungen, Modelle, Dekorationsgegenstände, Bilderrahmen, Möbel, wie Tischplatten und Stühle.


Ein Teil der Besucher bei der Begrüßung - Seniorchef der Fa. Börner, Ortwin Lempert (2. v.re.), gibt Erläuterungen zum Firmenspektrum


Ortwin Lempert informiert einen Besucher über die Einsatzgebiete von Plexiglas bei der Hans Börner GmbH & Co. KG    mehr


Nach dem Museumsrundgang beim Kaffeenachmittag



     Vorhergehende Aktionen im arbeitenden Museum     Exponate aus dem Nachlass von HK IV     Nauheimer Bürgermeister in Öl    
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