Ehrenbürger 

Die Ried- und Musikgemeinde Nauheim im Kreis Groß-Gerau hat einigen wenigen verdienten Mitbürgern die Ehrenbürgerwürde verliehen. Ehrenbürger ist üblicherweise die höchste von einer Stadt oder einer Gemeinde vergebene Auszeichnung für eine Persönlichkeit, die sich in herausragender Weise um das Wohl oder Ansehen des Ortes verdient gemacht hat. Die Ernennung oder Aberkennung der Ehrenbürgerschaft ist üblicherweise in der Hauptsatzung geregelt, meist ist eine Zweidrittelmehrheit des Gemeinderats erforderlich.

Die Ehrenbürgerschaft wird üblicherweise auf Lebenszeit verliehen, wenngleich manche Gemeinden in ihren Jahrbüchern auch Listen historischer Ehrenbürger führen. Mitunter ist die Ehrenbürgerschaft mit besonderen Privilegien verbunden, zum Beispiel die Gewährung von Vorzugsbehandlung (Freifahrt, freie Theaterkarten, etc.) in stadteigenen Einrichtungen. Die Ehrenbürgerurkunde wird üblicherweise persönlich überreicht, so dass die Annahme auch eine Ehrerweisung des Geehrten an die Stadt darstellt.

Das Ehrenbürgerrecht geht ursprünglich auf die Französische Revolution und ihren Titel „bourgeois honoraire“ zurück. Die ersten deutschen Städte, die einen ähnlichen Ehrentitel verliehen haben, waren 1790 Saarbrücken sowie 1795 Frankfurt am Main und Bremen.

Geringer gewichtete Auszeichnungen sind Ehrungen mit Medaillen, Ehrenringen oder Ehrennadeln sowie der Titel eines Gemeindeältesten, die für langjähriges verlässliches Engagement in Gemeindevertretungen oder anderen wichtigen Ehrenämtern verliehen werden. Die Ehrung Verstorbener kann auf kommunaler Ebene durch ein Ehrengrab erfolgen, auf höherer Ebene durch einen Staatsakt.

Auch manche Universitäten (wie z. B. Aachen, Köln, Leipzig oder Stuttgart) können satzungs- und herkommensgemäß Ehrensenatoren oder Ehrenbürger der Universität ernennen, so ist z. B. Karl Kardinal Lehmann Ehrenbürger der Mainzer Universität. Das beruht auf ihrer eigenen, unabhängigen Tradition.

In seltenen Fällen wird auch von Staaten eine Ehrenbürgerwürde verliehen. So wurde Winston Leonard Spencer Churchill auf Beschluss des US-Kongresses 1963 zum Ehrenbürger der Vereinigten Staaten von Amerika. Raoul Wallenberg wurde sogar von drei Staaten (Israel, USA und Kanada) zum Ehrenbürger ernannt.

Gelegentlich umstritten sind Ehrenbürgerschaften, die unter diktatorischen Verhältnissen verliehen wurden, insbesondere zur Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland. Adolf Hitler war bereits vor 1933 gelegentlich und später zur NS-Zeit in rund 4000 Städten des damaligen Deutschen Reiches zum Ehrenbürger gemacht worden, mit ihm oftmals Paul von Hindenburg und der jeweilige Reichsstatthalter. Für Kriegsverbrecher wurde der Verlust des Ehrenbürgerrechts gemäß Artikel VIII, Ziffer II, Buchstabe i der Direktive 38 des Alliierten Kontrollrats in Deutschland vom 12. Oktober 1946 festgelegt. Heute argumentieren einige Kommunen außerdem, dass die Ehrenbürgerschaft von NS–Funktionären inzwischen gegenstandslos geworden sei, da Ehrenbürgerschaft als ein höchstpersönliches Recht mit dem Tod ende.

Einige Städte haben den damaligen Machthabern die Ehrenbürgerschaft dennoch symbolisch nochmals aberkannt. Der Berliner Senat hat beispielsweise bereits 1948 Hitler, Göring, Goebbels und Frick posthum die Ehrenbürgerschaft entzogen. 1989 betraf dies auch Erich Honecker und 1992 Nikolai Erastowitsch Bersarin (der im Jahre 2003 wieder in die Ehrenbürgerliste aufgenommen wurde). Weitere Aberkennungen der Ehrenbürgerschaft Hitlers in neuerer Zeit erfolgten u. a. in Düsseldorf (2000), Aschersleben (2006), Bad Doberan, Biedenkopf (2007) und Kleve (2008).

Auch Ehrenbürgerschaften, die von der Führung der DDR verliehen wurden, sind nach der Wiedervereinigung zum Teil wieder aberkannt worden. So wurde zum Beispiel Friedrich Ebert junior, Oberbürgermeister von Ost-Berlin, die 1967 verliehene Berliner Ehrenbürgerschaft posthum 1992 abgesprochen. (Quelle: Wikipedia).

Die Hauptsatzung der Gemeinde Nauheim regelt im § 5 die Verleihung von Ehrenbürgerrecht und Ehrenbezeichnungen.

Erstmals erhielt diese Auszeichnung in Nauheim Bürgermeister
Johannes Berz im Jahre 1919.

Er wirkte 28 Jahre als Oberhaupt von Nauheim zum Wohle der Gemeinde. Einmal von 1888 bis 1905 und dann von 1908 bis 1919.

Am 26.7.1854 wurde er in Nauheim geboren, erlernte den Beruf Geometer II. Klasse, verwaltete einige Jahre den ersten Postschalter in Nauheim, bis er 1888 zum Bürgermeister gewählt wurde. Er war ein versierter Verwaltungsmann mit Blick für das Machbare und nahm sich der Sorgen und Nöte seiner Gemeindemitglieder mit Energie an. Er brachte die Gemeinde mit Weitblick voran und förderte nachhaltig das Vereinsleben, das in seiner Gemeinde vergleichsweise sehr lebhaft war. Es darf besonders sein nachhaltiger und jahrzehntelanger Einsatz für den Nauheimer Obstanbau hervorgehoben werden und nicht zuletzt die Einführung des Spargelanbaues und dessen rasche Verbreitung in Nauheim; tatkräftig unterstützt durch die Mitglieder des 1894 gegründeten Obst- und Gartenbauvereins Nauheim, dessen Gründungsmitglied und langjähriger erster Vorsitzender er war.
Der Gemeinderat beschloss am 30.12.1919 ihm die Ehrenbürgerwürde zu verleihen. Er starb am 17.8.1923 in Mainz.
 

Fritz (Friedrich) Daum wurde am 28.5.1894 in Trebur geboren.
Herr Daum war verdienter Kommunalpolitiker von 1947 bis 1964, lange Jahre Beigeordneter und Erster Beigeordneter und er nahm recht häufig die Dienstgeschäfte in der "Bürgermeisterei" wahr. Vielen Familien in Nauheim verhalf er zu einem dauerhaften Wohnsitz in der Musikgemeinde und er bestimmte viele Jahre die Geschicke Nauheims mit. Nach dem 2. Weltkrieg beteiligte er sich beim Wiederaufbau, war "ein Mann der ersten Stunde", half mit, Schäden wieder gut zu machen. Ihm lag sehr am Herzen, die Aufnahme von Heimatvertriebenen zu erleichtern. Dabei zeigte er großen Idealismus und hohe Einsatzbereitschaft. Neben der Politik war er in vielen Vereinen aktives Mitglied. Er war Mitbegründer der Arbeitersportbewegung und am 27.11.1945 wurde er bei der Neugründung der Nauheimer SPD deren Vorsitzender. Er galt bei den Bürgern als "der gute Mensch von Nauheim". Nach all diesem verdienstvollen Wirken erhielt am 11.6.1966 durch die Gemeindevertretung die Ehrenbürgerwürde.
Er starb am 20.8.1985 in Nauheim.

 

Georg Mischlich wurde am 5.3.1908 in Nauheim geboren. Als er 1922 nach dem Schulabschluss nach Mainz ging, um eine Kaufmannslehre zu absolvieren, besuchte er auch dort gleichzeitig das Konservatorium. 1925, im Alter von 17 Jahren gründete er in Nauheim den evangelischen Kirchenchor, den er auch selbst dirigierte. Nach seinem Wehrdienst besuchte er in Berlin die Musikakademie. Nach erfolgreichem Abschluss ging er, inzwischen verheiratet, als Kapellmeister nach Wien. Dort erwarb er den Titel eines Obermusikmeisters. Der 2. Weltkrieg jedoch setzte dem musikalischen Wirken ein jähes Ende. Aus der Gefangenschaft zurück, begann Georg Mischlich sich in seiner Heimatgemeinde Nauheim wieder um die Musik zu kümmern.

Nunmehr in der Sozialabteilung des Opelwerkes beschäftigt, leitete er das "Opel Werksorchester", das unter seiner Stabführung für seine musikalische Qualität weithin bekannt wurde. Georg Mischlich wurde dann 1950 einer der Mitbegründer des Musikvereins Nauheim, dem er einige Jahrzehnte als Dirigent in beiden Orchestern vorstand. Neben dem Musikverein Nauheim dirigierte er auch über eine längere Zeit den Gesangverein Eintracht Nauheim. Gemeinsam mit Willi Keylwerth rief er in den 70er Jahren die Musiktage ins Leben und festigte damit den Ruf der Musikgemeinde bis weit über die Grenzen Nauheims hinaus.

Sein Lebenswerk ist aber sicherlich die Gründung der Nauheimer Musikschule, zusammen mit der Volkshochschule Nauheim unter der damaligen Leitung von Wilfried Ernst. Durch diese Einrichtung verfügt Nauheim noch heute über die sicherste und beste Art der Musikförderung.  Georg Mischlich hat sich in besonderer Weise um die Musikgemeinde Nauheim verdient gemacht.

Die Ehrenbürgerwürde verlieh ihm die Gemeindevertretung am 18.6.1982. Er starb am 12.8.2007 in Nauheim.
Der neue Marktplatz im neuen Ortszentrum "Atrium" wurde im gleichen Jahr in "Georg-Mischlich-Platz" umbenannt.

 

Werner Georg Dammel wurde am 2.6.1926 in Nauheim geboren.

Lange Jahre arbeitete er an der Betreuung des Archivs der evangelischen Kirchengemeinde mit. Das heißt, sein Interesse an der Heimatgeschichte und an Zusammenhängen unserer historischen Entwicklung begründete sich schon in langen Jahren bevor er 1984 aus dem Berufsleben ausschied. Der Interessentenkreis unter der Leitung von Werner Dammel entwickelte ein Konzept Heimatpflege. Herr Dammel übernahm die Planung unter der Prämisse, dass die Schaffung des Museums nur der Anfang einer adäquaten Präsentation von Heimatgeschichte in Nauheim sein konnte. Schon damals gab es zeitgleiche Überlegungen, eine Remise im Hof des Museums im Jahre 1992 zu errichten. In Zusammenarbeit mit dem Nauheimer Architekturbüro Eilenfeld & Partner wurde der Umbau vollzogen. In der Zwischenzeit sammelten die Heimatfreunde fleißig Exponate und vergrößerten den Fundus um ein Vielfaches. Werner Dammel leitete und koordinierte, immer auch in Zusammenarbeit und unter großer Unterstützung seiner Ehefrau Liselotte, diese Arbeiten. Mit einem Kostenaufwand von rund DM 350.000 konnte das Museum im Erdgeschoss der alten Schule fertiggestellt und im November 1987 mit einem großen Fest eingeweiht werden. Zum damaligen Zeitpunkt gliederte sich die Ausstellung in eine Musikinstrumentenabteilung, in bäuerliches Handwerk und alte Berufe sowie die Erzgebirgische Heimatstube. Bereits im März 1986 wurde als Grundlage für die weitere Arbeit im und am Museum der Heimat- und Museumsverein gegründet, dessen Vorsitzender ganz selbstverständlich Werner Dammel wurde. Die reinen Sachkosten beliefen sich auf etwa DM 130.000, die freiwilligen Leistungen, also insbesondere die „Muskelhypothek“ in Form von rund 9.000 Arbeitsstunden, hatten einen Gegenwert von bald DM 350.000, der an dieser Stelle nicht hoch genug einzuschätzen ist. Die Remise konnte im Jahr 1997 ebenfalls mit einem großen Fest in Verbindung mit dem traditionellen Brunnenfest des Vereins eingeweiht werden

Das heutige Erscheinungsbild unseres Museums, die Pflege des Heimat- und Geschichtsgedankens, die Organisation der 1150-Jahr-Feier im Jahre 2001, die wir alle noch mit den vielen Veranstaltungen in bester Erinnerung haben und die ein voller Erfolg war, welche die Nauheimer ein Stück weit haben zusammenwachsen lassen, sind ein beredtes Zeichen dieses ehrenamtlichen Engagements des Werner Dammel   Als Ehrenbürger wurde er am 12.11.2001 ausgezeichnet.
Er starb am 11.6.2004 in Rüsselsheim.

 

Friedrich (Friedel) Scherer wurde am 3.5.1929 in Nauheim geboren.

In seiner über 30jährigen Tätigkeit als Ortsbrandmeister der Gemeinde Nauheim hat er sich auf den Gebieten des Brand- und Katastrophemschutzes für Nauheim und seine Bürger hervorragende Verdienste erworben. Insgesamt war er 43 Jahre aktiv bei der Feuerwehr. Er gehörte viele Jahre dem Vorstand der freiwilligen Feuerwehr an. 40 Jahre war er im Kreisverband der freiwilligen Feuerwehren und dabei auch Kreisbrandmeister.

Als Chef der Nauheimer Feuerwehr legte er großen Wert auf kontinuierliches Bemühen um Perfektionierung. Fortbildung war ihm deshalb sehr am Herzen gelegen. Unter seiner Führung hatte die Feuerwehr einen ausgezeichneten Ruf, auch über die Gemeindegrenzen hinaus. Er sorgte für einen bestmöglichen Fahrzeug- und Gerätebestand und erreichte dadurch eine stets hohe Einsatzbereitschaft.

Ehrenbürger wurde er am 3.5.1990. Er starb am 26.6.2013.  mehr

Das 2007 eingeweihte neue Feuerwehrgerätehaus wurde im Jahre 2013 in "Friedel-Scherer-Feuerwehrhaus" benannt.

 

Alwin Geyer wurde am 10.9.1930 in Nauheim geboren.

Sein ehrenamtliches Wirken für die Gemeinschaft war geprägt durch seine engen Verwurzelungen in Nauheims ältestem Verein, dem Gesangverein "Eintracht", der im Jahre 1868 gegründet wurde. Seine "musikalischen Sporen" fand Alwin Geyer ab 1948 als junger Mann jedoch als Aktiver im evangelischen Kirchenchor. Diese Gruppe schlug wiederum eine Brücke zu einem weiteren Ehrenbürger: der junge Georg Mischlich hatte im Jahre 1925 den Chor gegründet und lange Jahre auch musikalisch geleitet. Alwin Geyer trat in den Chor also im März 1948 als aktiver Sänger ein und gehörte ihm dann noch als inaktives Mitglied bis zum Jahre 1952 an. Bereits im Dezember 1948 hatte er aber auch seine erste Chorprobe beim Gesangverein Eintracht. Diese ersten Proben und Auftritte haben ihn jedoch so überzeugt, dass er mit der "Eintracht" eine engere Verbindung einging, die, man kann es sicherlich so ausdrücken, über 70 Jahre hielt und wohl auch ein "Bund fürs Leben" blieb. Im Jahre 1954 übernahm er ein Vorstandsamt und bereits ein Jahr später wurde er Zweiter Vorsitzender. 1962 übernahm er das Amt des Vereinsvorsitzenden, das er bis 1996 ausübte bevor er zum Ehrenvorsitzenden mit Stimmrecht im Vorstand gewählt wurde. 2007 gab er seine Vorstandsarbeit jedoch aus gesundheitlichen Gründen auf und bat darum, von dieser Aufgabe entpflichtet zu werden. Das heißt, im Rückblick gesehen, war Alwin Geyer ununterbrochen 53 Jahre im Vorstand des Gesangvereins tätig und hat ihn wie kein anderer im letzten Jahrhundert geprägt.

Sieben Jahrzehnte war er im Obst- und Gartenbauverein, sechs Jahrzehnte bei der freiwilligen Feuerwehr, 28 Jahre war er Mitglied im Heimat- und Museumsverein, dem er seine Scheune als Remise für die Unterstellung von Großgerät, historischen Maschinen, landwirschaftlichen Geräten u.v.m. verpachtete. 50 Jahre war er bei der CDU, davon 11 Jahre in der Gemeindevertretung, zeitweise als Vorsitzender des Ausschusses für Landwirtschaft und später für Umwelt. Besonders bei Fragen zur Landwirtschaft war er ein beliebter Ansprechpartner.

Ehrenbürger wurde er am 25.3.2010. Er starb am 22.8.2021.  mehr 

 

Erhard Herrberger wurde am 08.10.1938 in Thalheim (Erzgebirge) geboren,

Der Drang nach Emanzipation gehört zu den prägenden Strömungen unserer Zeit. Das Streben, von Bindungen möglichst frei zu sein, die Geringschätzung des Überkommenen und der Wunsch nach Veränderungen stehen im Vordergrund. Ob unter diesen Umständen überhaupt ein Klima herrscht, in dem ein Gefühl für Heimat wachsen und gedeihen kann, wagt man zu bezweifeln - auf den ersten Blick zumindest. Die Frage stellt sich: Lässt sich Heimat im Spannungsfeld zwischen Tradition und Fortschritt noch unterbringen, wo Flexibilität, Mobilität und Abschied von lieb gewonnen Gewohnheiten groß geschrieben werden? Ich meine ganz klar - Ja! Was zunächst als Widerspruch erscheinen mag, ist keiner: Vielmehr wird gerade jetzt, im Zeitalter von Datenautobahnen,  Ferntourismus, weltweit offenen Grenzen, der Erreichbarkeit jeden Winkels unserer Erde, den Menschen deutlicher als noch früher bewusst, was es heißt, Heimat zu haben, eine Beziehung zum lokalen und regionalen Bereich. Es ist allerdings auch eine besondere Chance, denn früher war Heimat ein Teil der zwangsläufigen Lebensumstände. Wer hatte schon die Chance, aus dem näheren Umkreis heraus zu kommen? Wer keine Gelegenheit bekommen hat, Heimweh überhaupt empfinden zu können, vermag nicht so recht zu ermessen, was Heimat wirklich für ihn bedeutet.  mehr  

Ehrenbürger wurde er am 25.3.2010.

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