Portrait Erhard Herrberger - Ehrenbürger Nauheims seit dem 25.März 2010

Gespräch vom 17. März 2010 – Geführt von Monika Großmann – Erste Vorsitzende des Heimat– und Museumsvereins Nauheim e. V.

 

Ich bin am 08.10.1938 in Thalheim geboren, einer Kleinstadt im Erzgebirge (Sachsen. Meine Eltern stammen auch aus dieser Stadt. Wir waren zu fünft. Zwei Geschwister leben noch. Die Schule habe ich in Thalheim besucht. Ein Onkel von mir hatte ein Dekorationsgeschäft und dadurch war es für mich klar: Ich machte meine Ausbildung zum Schriften- und Dekorationsmaler.

 

1955, anlässlich eines Besuches bei einem Schulfreund, bin ich nach Rüsselsheim gekommen. Dieser hat mich überzeugt im Rhein-Main-Gebiet zu bleiben. In dieser Zeit konnte man noch ohne Kontrollen über die grüne Grenze kommen.  Vier meiner Schulfreunde sind nach kurzer Zeit gefolgt.

Bereits 1956 folgten mir auch meine Eltern in den Westen und lebten in Rüsselsheim.

 

1961 bin ich nach Nauheim gezogen. 1962 habe ich mein Nau’mer Mädchen kennengelernt – nämlich Erika Butz. Kurzfristig war ich in Nauheim als Maler beschäftigt, sowie in Groß-Gerau bei der Fa. „Magenwirth“, die Dekorationen, Werbung und Holzkreuze erstellte.

 

Seit der Eröffnung des Staatstheaters in Darmstadt war ich bis zu meinem Ruhestand als Bühnenmaler beschäftigt. Ich habe dort das „Theaterleben“ mit allen schönen aber auch Schattenseiten kennengelernt. Dabei ist in mir auch der Wunsch gewachsen, hobbymäßig Theater zu spielen, Bühnendeko-rationen zu entwerfen, Drehbücher zu schreiben bzw. auf unsere Verhältnisse „zurecht zu trimmen“, vor allem diese Theaterluft auch ein klein wenig in Nauheim „wehen“ zu lassen. So kam es auch zu den ersten Proben im Saalbau, neugierig beäugt von „Ruhlands-Marie“, vom Günther und der Irene. Dass aus diesen ersten Versuchen, dann unser Saalbautheater mit dem doch für eine Laienbühne beachtlichen Niveau entstehen wird, konnte ich damals noch nicht ahnen. Aber der Anfang war gemacht.

 

Natürlich habe ich mein Talent des Malens – gerade auf großen Flächen – auch anderen in Nauheim zukommen lassen. Eine ganze Reihe von Vereinen habe ich auf diese Weise unterstützt, besonders zu Festveranstaltungen, Umzügen aber auch zur Gestaltung von vereinseigenen Räumlichkeiten. Die Bilder im Goldenen Buch Nauheims wurden von mir erstellt. Für die 1150 Jahr-Feier habe ich die Schilder für die Gruppen und die Bögen gefertigt.

 

Mitglied war oder bin ich in folgenden Nauheimer Vereinen:

 

Geflügel – und Vogelzuchtverein.

Mitgründer Form und Farbe zusammen mit Liselotte Dammel.

Jugendtrainer beim SV 07 Nauheim.

Natürlich beim Erzgebirgischen Heimatverein Nauheim/Weiterstadt – alleine über 33 Jahre war ich dessen Vorsitzender. Wir haben – aus kleinen Anfängen heraus – unseren Verein mit seinen verschiedenen Abteilungen wie z.B. die Musik –und Gesangsgruppe, die Theatergruppe, die Kinder – und Jugendtheatergruppe, sukzessive aufgebaut und auch dafür gesorgt, dass Nachwuchs herangebildet wird. Dafür muss man auch die „Sprache der Jugend“ kennen und verstehen. Es ist immer noch ein Erlebnis, wenn – gerade junge Menschen – durch Verkleiden in eine andere Rolle schlüpfen – einmal „Ferien vom eigenen Ich“ machen dürfen. Ganz herrlich anzusehen, wie Menschen aus Nauheim und der Region sich bei uns wohlfühlen, sogar Freude dabei finden, das Erzgebirgische Liedgut vorzutragen oder zu interpretieren. Da gibt´s keinen Unterschied zwischen Menschen mit einem Erzgebirischen Hintergrund oder echten Hessen oder wo sonst die Leute auch herkommen.

Kunst, Kultur und Musik lassen alle zueinander finden. Darauf bis ich als langjähriger Vorsitzender sehr stolz.

Genauso stolz wie auf unseren Saalbau, das war tatsächlich einer „harter“ Kampf ihn zu erhalten und durch Eigenhilfe auszubauen, der nur einen Sieger hatte: Die Nauheimer Bürgerinnen und Bürger, die fast täglich dort auf die eine oder andere Weise zu Gast sind.

 

Heimat – und Museumsverein Nauheim e.V. – dort sind wir Erzgebirgler mit der Erzgebirgischen Heimatstube vertreten. Gleichzeitig haben wir einen Sitz im Vorstand des Heimatvereins. Gerade die Heimatstube ist eine sehr gute Gelegenheit, unser Erzgebirgisches Heimat–, Kunst– und Kulturgut auch den Menschen näher zu bringen, die dieses noch nicht kennen. Besonders froh sind wir, dass wir unserem Heimatdichter Anton Günther und seiner Erinnerung einen adäquaten Platz geben konnten.

 

Was war noch? Jahrelang habe ich Schlagzeug gespielt, wir waren zu dritt. In Nauheim in der Egerländer Kapelle, sowie im ganzen Kreis, sehr oft in Rüsselsheim.

 

Als große Künstler bewundere ich: Rembrandt, Leonardo da Vinci,  Maler und Bildhauer des Barock,  Rubens, Lucas Cranach –  Innenausstatter von Kirchen und Schlössern.

 

Eine Unterhaltung würde ich gerne führen mit James Last und volkstümlichen Musikgruppen wie: den  Kastelruther Spatzen, Ernst Mosch oder der Erzgebirgsgruppe „die Randfichtn“.

 

Zum Entspannen gehe ich in meine Werkstatt: dort fertige ich sämtliche Holzarbeiten, z.B. Schwibbögen, Pyramiden etc.

 

Angst habe ich vor Naturkatastrophen oder dem Ausbrechen eines Krieges bei uns. Gerade für ein Kind der Kriegsgeneration sind solche Erinnerungen schrecklich, besonders wenn man noch vieles nicht begreifen kann. Ich denke mit Schrecken daran.

 

Stolz bin ich auf mein selbstgebautes Haus, meine Kinder, einen Enkel und auf meine Vereinsarbeit.

 

Für die Zukunft wünsche ich mir Gesundheit für die Familie – etwas mehr Freizeit und noch viele schöne Reisen mit meiner Erika.

 

2011 feiern wir Goldene Hochzeit und zu diesem Anlass möchte ich mit meiner Frau eine Donaukreuzfahrt nach Ungarn unternehmen, der Klassiker aller Flusskreuzfahrten.