Portrait Friedrich Scherer - Ehrenbürger Nauheims seit dem 03. Mai 1990

Gespräch vom 18. März 2010 – Geführt von Monika Großmann – Erste Vorsitzende des Heimat– und Museumsvereins Nauheim e.V.

Ich wurde am 03.05.1929 hier geboren; bin also waschechter Nauheimer. Mein Vater war dies ebenfalls; meine Mutter stammte aus Goddelau. Ich bin ohne Geschwister aufgewachsen. Der Vater verdiente den Lebensunterhalt bei Opel als Arbeiter und meine Mutter war Hausfrau.

 

Ich besuchte die Volksschule in Nauheim. Mein Vater ist schon zu Beginn des II. Weltkriegs gefallen. Eine landwirtschaftliche Ausbildung absolvierte ich beim damaligen „Landdienst“ der Jugendorganisation HJ. Teil dieser Ausbildung war das Arbeiten auf einem Bauernhof. Danach habe ich bei einem Landwirt gearbeitet. Mein Interesse galt jedoch  der Fahrzeugtechnik und sämtlichen Fahrzeugen. 45 Jahre war ich nach einer Ausbildung bei BMW -Mayer als Autoschlosser und später, nach Ablegung der Prüfung,  als Kfz-Meister beschäftigt. BMW hat mich zeitlebens geprägt, sowohl als Arbeitgeber als auch sein Engagement im Motorsport.

 

In folgenden Nauheimer Vereinen bin ich Mitglied: an erster Stelle über 65 Jahre bei der Freiwilligen Feuerwehr, der Kolpingfamilie, dem Heimat- und Museumsverein e. V.

 

Die Freiwillige Feuerwehr in Hessen gliedert sich in einen Verein und die sogenannte Einsatzabteilung. Der Verein hat ähnliche Aufgaben, wie man dies von anderen Vereinen kennt, also eher gesellschaftliche bzw. gesellige und zählt auch viele inaktive Mitglieder. Die Einsatzabteilung hingegen untersteht der Gemeinde; Dienstvorgesetzter ist der Bürgermeister – die Mitglieder dürfen nur aktive Feuerwehrleute sein, die auch eine entsprechende Aus-und Fortbildung haben. Sie haben den Status sogenannter „Ehrenamtlich tätiger Bürger“; mit Anspruch auf Reisekosten, Ausfallentschädigung und eine besondere Versicherung. Chef der Einsatzabteilung ist der Ortsbrandmeister, bzw. wie er heute heißt, der Gemeindebrandinspektor. Er ist für die gesamte Organisation, die Einsatz – und Übungsplanung, eben für den vorbeugenden und abwehrenden Brandschutz in einer Kommune zuständig. Die Gemeinde ist Träger des Brandschutzes und auch für die technische Ausstattung mit Material und Fahrzeugen verantwortlich. Dies ist eine gesetzliche Aufgabe.

 

Ich trat 1947 in die FFW ein und war ohne Unterbrechung 43 Jahre (bis 1990) in der Einsatzabteilung. Als Nachfolger von Heinrich Schupp wurde ich 1960 zum Ortsbrandmeister ernannt und stand der Feuerwehr 30 Jahre ununterbrochen als deren Leiter vor.

In all den Jahren, die gekennzeichnet waren vom Aufbruch dieses Landes nach dem verheerenden Krieg mit allen Folgen, war es dennoch schwierig, eine Feuerwehr zu unterhalten. Denn die Gemeinde war finanzschwach, da langte es manchmal nur zum Nötigsten. Jeder kann sich vorstellen, was es für einen Fortschritt war, als wir 1966 das erste Tanklöschfahrzeug anschaffen konnten. Gleichfalls gekennzeichnet war die überwiegende Zeit meiner Leitung von einer guten Kameradschaft, von Einsatzwillen und der Fähigkeit zur Improvisation. Die Aufgaben von früher sind mit den Anforderungen von heute in keiner Weise mehr zu vergleichen. Der Verkehr auf der Straße, der Schiene und in der Luft hat um ein Vielfaches zugenommen, es gibt alleine über 4 000 Gefahrstoffe, mit denen eine Feuerwehr umgehen muss. Und Unfälle geschehen eben nicht nach Plan, sondern sind unvorhergesehene Ereignisse, auf die man schnell reagieren muss. Was ebenfalls ein ständiges Ärgernis ist und wohl noch weiter zunehmen wird, ist die staatlich verordnete Regelungswut auf allen Gebieten des Baurechts, des Brandschutzes, des Funk – und Fernmeldewesens.

 

Wir hatten es da doch etwas einfacher, vielleicht auch schöner? Ich beneide meinen Nachfolger Walter Kühnl, der dieses Amt nun auch schon 20 Jahre innehat, nicht um seine Aufgabe und seine Verantwortung. Deshalb ist es umso wichtiger, dass die Freiwillige Feuerwehr sowohl in der örtlichen Politik, als auch in der Öffentlichkeit den ihr gebietenden Stellenwert und die verdiente Anerkennung erfährt. Hier setzen Menschen tagtäglich ihre Gesundheit für andere Menschen aufs Spiel. Eine verantwortungsvolle und schöne Aufgabe; deshalb bin ich auch stolz darauf, 43 Jahre aktiver Feuerwehrmann gewesen zu sein. Natürlich habe ich mich auch über die Verleihung der Ehrenbürgerschaft gefreut. Ich sah diese Geste der Gemeindevertretung damals und auch heute nicht nur als eine persönliche Auszeichnung, sondern gleichzeitig als eine Anerkennung der Leistung unserer Wehr an.

 

Weitere Hobbys hatte ich – schon aus Zeitgründen - nicht. Musikalisches Geschick blieb mir leider versagt. Dennoch konnte ich mir vorstellen, Saxophon oder Akkordeon zu lernen. Manchmal ist vermeintlich fehlendes Talent auch nur ein Mangel an Zeit, gegebenenfalls auch an Geld.

 

Mit Konrad Adenauer, geb. 1876, hätte ich mir ein Gespräch vorstellen können. Dieser wurde im Mai 1945 als Oberbürgermeister von Köln durch die amerikanische Militärregierung wieder eingesetzt. Am 22.01.1946 wird er in Herford zum 1. Vorsitzenden der neugegründeten CDU in der britischen Besatzungszone gewählt. Die Wahl zum Ersten  Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland war am 15.09.1949;  mit nur einer Stimme Mehrheit kam er ins Amt. Er hatte genügend Selbstbewusstsein, das er auch in den Folgejahren für die BRD zeigte. Sein Tod 1966 war eine Zäsur für Westdeutschland.

 

Mit Max Greger, dem deutschen Jazz-Musiker, Saxophonist, Big-Band-Leader und Dirigent möchte ich mich gerne einmal  über seine Musik unterhalten. Überwiegend höre ich Schlager – deutsche Schlager - kitschig oder schmalzig, noch heute auch die aus den 50er Jahren.

 

Meine Ehefrau stammt aus dem Münsterland. In Essen hat sie 10 Jahre gearbeitet. Als die Zechen geschlossen wurden, hat sie sich mit zwei Kollegen in Neu-Isenburg mit einem Bauplanungsbüro selbständig gemacht. Durch eine Kollegin  hat sie in Nauheim Kontakt mit der Freiwilligen Feuerwehr bekommen. Es ist nicht schwer: Hier haben wir uns dann kennen und lieben gelernt. Ich habe zwei Söhne; einer ist bei der Lufthansa beschäftigt, der andere bei der Gemeindeverwaltung Nauheim. Der Enkelsohn ist Flugzeugmechaniker und viel im Ausland unterwegs.

 

In meinem Alter hört es sich seltsam an, wenn man von Zukunftsängsten spricht. Schwierig umgehen kann ich aber mit der Tatsche, dass einer von uns beiden der oder die Erste sein wird, die den anderen zurücklässt. Unser gemeinsamer christlicher Glauben hilft uns jedoch, diese Ängste zu ertragen.

 

Für die Zukunft wünsche ich mir und meiner Familie nur Gesundheit.