Pogromnacht-Gedenkfeier in Nauheim
am 9. November 2025
1938 wurden auf Geheiß der nationalsozialistischen Führungsriege in ganz Deutschland Läden und Wohnungen jüdischer Bürger geplündert und zerstört, Synagogen in Brand gesetzt und Juden ermordet. Das Ausmaß der Gewalt war monumental, aber ebenso erschreckend war die Reaktion der Gesellschaft: viele schwiegen, sahen weg oder machten mit. Für viele Deutsche war das Gedenken an diesen Tag lange Zeit eine Bürde. Erst viele Jahre später, mit der Gedenkrede von Bundeskanzler Helmut Schmidt 1978 in der Kölner Synagoge, begann eine offene Erinnerungskultur. Das Erinnern ist keine Last, sondern eine Pflicht und - Erinnern ist ein Geheimnis von Erlösung.
In Nauheim begann das Gedenken im Jahre 2008, als an der Hofmauer des historischen Rathauses eine Gedenkplakette mit den Namen ehemaliger jüdischer Mitbürger enthüllt wurde und seitdem regelmäßig Gedenkveranstaltungen dort stattfinden. Darüberhinaus beteiligte sich die Gemeinde unter der Federführung des Heimat- und Museumsvereins an der Verlegung von Stolpersteinen in den Jahren 2014, 2015, und 2017.
Zur diesjährigen Feierstunde hatten die Landfrauen an der Gedenkmauer 18 Kerzen aufgestellt, je eine für die 18 vertriebenen und ermordeten Juden Nauheims.
Die diesjährige Feier wurde vom Vorstandsmitglied des Museumsvereins, Hans Joachim Brugger, moderiert.
Da Messing an der Luft oxidiert, wurden bereits am 5.11. die Oberflächen der Stolpersteine von Mitgliedern
des Kinder- und Jugendparlamentes Nauheim wieder blank poliert.
Die Rede vor rund 50 Teilnehmern hielt Bürgermeister Marc Friedrich. Er ging mit eindringlichen Worten auf das damalige schreckliche Geschehen ein und wies darauf hin, dass sowas niemals wieder geschehen dürfe. Die aktuelle Situation in Deutschland und in der Welt veranlasse ebenfalls stets aufmerksam zu bleiben.
Museumsvereinsvorsitzende Ute Ansahl-Reissig sprach ein Jüdisches Gebet
Pfarrerin Stefanie Bischof und Wortgottesdienstleister Ralf Uhlemann sprachen gemeinsam christliche Gebete
"Amacing Grace" als Schlussakkord, gespielt von Hans-Dieter Schindel anhören