Stolperstein-Reinigung und Gedenkfeier in Nauheim
am 9. November 2023

Die Gedenkfeier in Nauheim wurde bereits am 8. November vorbereitet: Acht Mitglieder des Kinder- und Jugendparlamentes reinigten die Nauheimer Stolpersteine und versetzten sie wieder in neuem Glanz. Unter der Leitung der Jugendpflegerin Brindusa Salzgeber machten sich die Kinder über die 18 Stolpersteine in Alt-Nauheim her, wo frührer jüdische Mitbürger wohnten und von den Nationalsozialisten aus ihren Wohnungen vertrieben und einige auch in Konzentrationslager deportiert wurden. Während der Putzaktion erläuterte der stellvertretende Vorsitzende des Heimat- und Museumsvereins, Lothar Walbrecht, die geschichtlichen Hintergründe, die dann zur Verlegung der Steine führten.


Lothar Walbrecht erläutert den Kindern die Bedeutung des 9. Novembers 1938 - die Reichspogromnacht

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Um 17 Uhr am 9. Nov. 2023 versammelten  sich Nauheimer Bürgerinnen und Bürger an der Hofmauer des Historischen Rathauses in der Hintergasse zu einer Gedenkfeier. Vorstandsmitglied des Heimat- und Museumsvereins, Hans Joachim Brugger, begrüßte die  Anwesenden und stellte sie vor. Bürgermeister Roland Kappes ging auf die Nauheimer Ereignisse ein, die seit 2008 mehr oder weniger regelmäßig zu den Zusammenkünften an diesem Tag führten. Das war zum einen das Anbringen einer Gedenktafel an die Rathausmauer zum 70-jährigen Gedenken an die Reichspogromnacht im Jahre 2008. Es wurde dieser Ort gewählt, weil im daneben liegenden Haus Hintergasse 2 über viele Jahre der Betsaal der jüdischen Bürger war, wo sie sich trafen und ihren Glauben lebten. Zum anderen lebten in dem Haus Menschen, die Opfer des Holocaust wurden. Das Historische Rathaus war Mittelpunkt der örtlichen Administration und der Partei. Auch von da gingen Verfügungen und Befehle und die Anordnung von Maßnahmen mit unmittelbarer Wirkung auf die jüdischen Menschen aus. Weiterhin fasste die Gemeindevertretung  2014 den Beschluss zur Stolpersteinverlegung in Nauheim. Die Anregung dazu kam vom Heimat- und Museumsverein. Über die betroffenen ehemaligen jüdischen Nauheimer Mitbürger hat der verstorbene Karl-Heinz Pilz dankenswerter Weise die Lebensläufe verfasst. In den Jahren 2014, 2015 und 2017 wurden 18 Stolpersteine im historischen Ortsteil vom Initiator der Stolpersteinaktion, Gunther Demnig, verlegt.

Gemeindevertretervorsteher Dr. Johan Siegl hielt die Hauptrede des Abends. Er streifte ausführlich die historischen Gründe der Judenvefolgung in der Antike, im Mittelalter und vorallem in der Neuzeit. Unter den Nationalsozialisten wurden 1935  die Nürnberger Rassengesetze oder Ariergesetze verkündet und 1938 wurden auf Geheiß der nationalsozialistischen Führungsriege in ganz Deutschland Läden und Wohnungen jüdischer Bürger geplündert und zerstört, Synagogen in Brand gesetzt und Juden ermordet. Dr. Siegl führte zuletzt noch die Namen der in Nauheim vertriebenen Juden auf, die auch in der jüdischen Gedenstätte Yad Vashem aufgeführt sind.  Gesamte Rede bitte weiterlesen.


Stolpersteine in neuem Glanz


Zur Gedenkfeier fanden sich viele Bürgerinnen und Bürger, sowie Kommunalpolitiker und Vereinsvertreter ein

Bürgermeister Roland Kappes (re.)  trägt seine Grußworte vor


Gemeindevertretervorsteher Dr. Johann Siegl hält die Gedenkrede



Die Pfarrer
(v.r.) Stefani Bischof und Christof Mulach sprechen das gemeinsame Gebet




Vor der Gedenkmauer fand die gemeinsame Zusammenkunft zum 9. November statt


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