Hofreite 25
Vorderstrasse 24

 

Zunächst fällt der Kontrast zum Nachbargebäude, Haus 26, auf. Haus 26 steht hoch auf einem Kellergeschoß, Haus 25 scheint fast in der Erde zu stecken. Bei Haus 26 geht man mehrere Stufen vor der Haustür nach oben, Haus 25 betritt man fast ebenerdig. Dieser gut sichtbare Höhenunterschied des Erdgeschosses ist ein Maß für das Alter der Bauwerke. Haus 26 ist schon mit viel Aufwand an Steinen - einstmals ein sehr teurer Baustoff - hoch über die hochwassergefährdete Flur gehoben. Haus 25 steht noch fast ebenerdig: möglichst wenig Steine verbrauchen. Nach 1945 wurde, bestimmt nicht erstmals, der Hof aufgefüllt, in hinteren Teilbereichen bis 1/2 m. Allein dieses Hof-Haus-Niveau spricht nicht für einen Neubau der letzten 200 Jahre, sondern für ein älteres Gebäude.

Weiter fällt die geringe Größe der Hofreite gegenüber den anderen alten Hofreiten der Vorderstraße auf: es ist schwer denkbar, dass hier in der alten Zeit ein Bauer gelebt haben soll, wo doch alle anderen Hofreiten den Normal-Bedarf an Platz noch aufzeigen. Und tatsächlich erzählen zufällig erhaltene Urkunden und Belege nicht die Geschichte einer bäuerlichen Hofreite, sondern mehr die eines Hauses, das wir heute als Nebenerwerbs?Anwesen oder gar als Mietshaus bezeichnen. Erst in den letzten gut hundert Jahren seines Bestehens war Haus 25 wirklich ein Bauernhof.

Die belegbare Geschichte der Hofreite 25 beginnt 1521. Im Staats-Archiv in Darmstadt ist ein Vertrag über die "Verpachtung der Schafweide zu Nauheim" vom 19.8.1521 erhalten. Die herrschaftliche Hofstatt mit dem Schafhof, das ist bekannt, war die Hofreite 26, einst deutlich größer im Flächeninhalt und Gebäudebestand. Haus 25 nahm sich, mehr als heute, neben dem Gutsbesitz eher wie ein anliegendes Herrenhaus aus. Da bei allen Belegen zu Haus 25 nie, auch nicht durch indirekte Hinweise, von dem Bau bzw. Neubau (oder Umbau) eines Wohnhauses berichtet wird, ist die Annahme möglich: das Wohnhaus ist noch das Gebäude, in dem Hen Edelman, Schultheiß von Nauheim, einst wohnte.

Hen Edelmann muss, den wenigen überlieferten Nachrichten nach, lange Schultheiß in Nauheim gewesen sein und könnte sich Haus 25 neben dem Herrschaftsgut, das er ja insbesondere zu beaufsichtigen hatte, gebaut haben. Nach seiner Dienstablösung oder seinem Tod, genaues Jahr unbekannt, scheint die Familie wieder aus Nauheim verschwunden zu sein, der Name Edelmann wird nie mehr genannt.

(Die Aufzählung der Eigentümer der ältesten Hofreite der Gemeinde Nauheim kann der "Nauheimer Chronik I", Seite 375, entnommen werden. Verfasser ist Harald Hock, Nauheim)

 

 

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