Sonderausstellung im Heimatmuseum Nauheim
vom 24.11.2013 bis 16.2.2014
"400 Jahre Musikinstrumentenbau in Graslitz"

 

Im Heimatmuseum Nauheim wurde zum Jahresausklang eine besondere Ausstellung eröffnet, die mit viel Akribie von dem ehemaligen Nauheimer Musikintrumentenfachmann Günter Dullat vorbereitet wurde. Aus vielen Quellen trug er eine große Anzahl Musikinstrumente zusammen, aus Graslitz natürlich, aber auch aus Markneukirchen und anderen Orten. Wertvolle Blasinstrumente werden die nächsten drei Monate die Museumsbesucher in ihren Bann ziehen, die in großer Zahl der Eröffnung beiwohnten.


Vorsitzende des Museumsvereins, Ute Ansahl-Reissig, begrüßt die zahlreichen Besucher
 


Alexander Gerber und Ralf Frohnhöfer eröffneten mussikalisch


Günter Dullat erläutert ein Unikat der Ausstellung

Es ist kein Zufall, dass die Ausstellung 400 Jahre Musikinstrumentenbau in Graslitz in Nauheim stattfindet. Als nach dein Krieg der in Graslitz und Umgebung ansässige Metallblasinstrumentenbau vollständig zersplittert wurde, einstanden nach der zwangsweisen Aussiedlung der dortigen Bevölkerung neue Standorte der Graslitzer und Schönbacher Gruppe. Während sich die Graslitzer Musikblasinstrumentenmacher vorrangig in Bayern, hier vor allemin Baiersdorf, Diespeck, Erlbach, Gartenberg, Geretsried, Neustadt/Aisch, Waldkraiburg und Wolfratshausen ansiedelten, etablierte sich der Schönbacher Geigenbau in Bubenreuth und Erlangen. In Hessen fanden die Graslitzer Holzblasinstrumentenbauer schwerpunktmäßig in Frankenberg, Gelnhausen und vor allem in Nauheim b. Groß-Gerau eine neue Heimat. Hier entstand innerhalb weniger Jahre ein bedeutendes Zentrum der ehemaligen Graslitzer Holzblasinstrumenten-Industrie, das im Wesentlichen durch die Firmen Julius Keilwerth (1947, gegr. 1925),  Josef Püchner (1948, gegr, 1897) und Wenzel Schreiber / Schreiber & Söhne (Neugründung 1946) repräsentiert wird. Daneben hatten sich bis Mitte der 1950er Jahre ca. 25 weitere Kleinbetriebe in Nauheim und Umgebung angesiedelt, die ausnahmslos aus Graslitz, angrenzenden Nachbarorten oder Schönbach stammten.
 


Bass-Saxophon in B (Graslitz, 20er-/30er-Jahre) 


 Lothringisches Horn in Es (Modellinstrument von 1930) Leihgabe aus dem Bezirksmuseum Sokolow


Kontrabass-Saxophon in Es (Graslitz, 1935/45) 

Mit ausgewählten Exponaten dokumentiert die Ausstellung einen breiten Querschnitt zum Graslitzer Musikinstrumentenbau, womit auch gleichzeitig die hervorragenden Fachkenntnisse, sowie eine ausgeprägte Schaffenskraft und Musikalität der dortigen Bevölkerung reflektiert werden. Dass die Präsentation mit über 200 Dokumenten, Firmenkatalogen, Fotovorlagen und Musikinstrumenten zustande kommen konnte, ist ausschließlich das Verdienst zahlreicher Privatpersonen und öffentlicher Museen, die Exponate aus ihrer Sammlung zur Verfügung stellten. Mein aufrichtiger Dank gilt daher allen nachstehend genannten privaten Leihgebern und öffentlichen Einrichtungen. Private Leihgeber: Dirk Arzig (Partenheim), Christian Dobberstein (Frankfurt/Oder), Günter Dullat (Groß-Gerau), Maximilian Goldgruber (München), Raphael Käser (Stubaital), Jutta Keilwerth (Nauheim), Willy Kern (Basel), Ewald Meinl (Gemsried), Ronald Pelzel (Bensheim), J. Püchner OHG (Nauheim), Thomas Reil (Uhingen), Marco Rippe (Petersberg), Mathias Schiebelhut (Petersberg).

Institutionen, die Leihgaben zur Verfügung stellten: Heimatmuseum Nauheim, Heimatverband der Graslitzer e.V., Sitz Aschaffenburg, Musikinstrumenten-Museum Markneukirchen, Museum Sokolov und Amati-Denak (Kraslice).                                                                                                                          Text von Günter Dullat


Querflöte bis tief H gehend v. Kohlert´s Söhne, 1945/48, Graslitz - Leihgabe aus Bensheim

 
Bass-Trompete in C, Hersteller Anton Hüller, Graslitz, um 1900, Leihgeber: M. G., München

 


Blechblasinstrumente


 

 
Helikon-Kontrabass in B. Stowasser's Söhne. Graslitz,
1. Viertel 20. Jh., Leihgabe: G. Dullat


Alt-Saxofone in Es, Hersteller V. Kohlert´s Söhne (li.) und
F. X. Hüller (re.), Graslitz, um 1930 

 


Herr Dullat (2.v. re.) gibt Erläuterungen zu den Instrumenten