Lutherbibel

Im Heimatmuseum Nauheim befindet sich eine Bibel - Altes und Neues Testament - des "Herrn Doctor Martin Luther" von 1693 als ein besonderes Ausstellungsstück. Sie liegt in Deutscher Sprache vor und ist eine Übersetzung aus den Grundsprachen durch Martin Luther (NT 1522, Bibel 1534); zahlreiche Neuausgaben und Revisionen gibt es von ihr. Die Ausgabe von 1693 liegt noch in angeblich 32 Exemplaren vor. Sie bieten den reinen Text der Luther-Bibel fortlaufend, eignen sich demnach auch zum Vorlesen in der Familie und sind durch ihre in den Text eingestreuten zweispaltigen Holzschnitte Bilderbuch zugleich.
Es gibt eine Unzahl von Individualnamen von Bibelausgaben was Drucke, Gattungen, Texttraditionen betrifft. Das vorliegende Exemplar ist eines davon.

Die Nauheimer Bibel zeigte aber inzwischen Abnutzungserscheinungen und und hatte Tendenzen zu ausfallenden Seiten. Der Holzeinband war unansehlich. Aus diesem Grunde schien es nach Meinung der Vorsitzenden, Ute Ansahl-Reissig, angezeigt, das Buch einer Restauration zuzuführen. Restauratorin und Buchbindemeisterin Frau Claudia Viel aus Königstein im Taunus nahm sich der Bibel an und gab nach gut zweimonatiger Arbeit die restaurierte Bibel an den Heimat- und Museumsverein Nauheim am 1.11.2018 zurück.

Die Buchbinderei Halbach & Viel ist ein traditionsreicher Betrieb in Königstein und auch in der Restauration alter Bände tätig. Die „Goldenen Bücher“ aus dem kleinen Betrieb zum Beispiel sind hochgeschätzt. Sie werden in Königstein, Bad Homburg und andernorts nur zu ganz besonderen Anlässen hervorgeholt. Auch die Gästebücher des Deutschen Bundestags wurden in der Werkstatt im Ölmühlweg hergestellt.

Ein Schwerpunkt der heutigen Buchbinder liege dabei auf der Restaurierung alter Bücher. Wenn beispielsweise die „Schwarte gekracht ist“, muss der Buchrücken aus Schweinsleder repariert werden. Beim "Buchaufschlagen" wird mit der Faust auf den Buchdeckel geschlagen - dann springen die Zuhaltungen auf und das Buch kann aufgeblättert werden. „Das Ziel einer Restaurierung ist die spurlose Wiederherstellung des Buches“, erläuterte Claudia Viel. Dabei werde selbstverständlich mit adäquaten Materialien gearbeitet.

Das Nauheimer Exemplar erhielt einen neuen Rindsledereinband mit Verschlüssen. Der Buchrücken wurde neu gestaltet und die konkave Form wieder in eine konvexe gebracht. Zerrissene Seiten wurden repariert und - wo erforderlich - ergänzt, beispielsweise das Deckblatt, übrigens das einzig kolorierte Blatt der gesamten Bibel, das zu einem Teil abgerissen war. Die 1200 Seiten der Bibel wurden gesäubert, wobei nicht nur Staub, sondern auch Insekten, Kokons u.a. entfernt wurde. Die Seiten haben die 325 Jahre relativ gut überstanden, da sie aus säurefreiem Papier bestehen. Erst 1840/50 wurde säurehaltiges (Holz-)Papier eingesetzt, das sich bei Feuchtigkeit schneller zersetzt. Der Vorstand des Museumsvereins nahm mit großer Freude die gelungen restaurierte Lutherbibel entgegen und deponierte sie wieder in der Vitrine der Dauerausstellung.

 

 
Die Nauheimer Luther-Bibel vor der Restauration

Warten auf die restaurierte Bibel


Warten auf das Auspacken der restaurierten Bibel
Warten auf das Auspacken der restaurierten Bibel


Die Restauratorin und Buchbindemeisterin Claudia Viel präsentiert die restaurierte Luther-Bibel dem Publikum


"Aufschlagen des Buches" - mit einem Faustschlag werden die Verschlüsse geöffnet


Präsentation der Bibel-Seiten

Deckblatt der Bibel
Deckblatt der Bibel - der rechte helle Teil wurde ersetzt



Mit Holzschnittbildern dekorierte Seiten



Ehrengäste bei der Präsentation: (v.l.) Vorstandsmitglied Winfried Rehm, Bürgermeister Jan Fischer, Pfarrerin Stefanie Bischof, Pfarrer Christof Mulach
und Mitglieder der "Remisenmannschaft" Peter Großmann und Werner Helemann


  Bibel von 1716   Kath. Messbuch


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