Im Nauheimer Heimatmuseum in der Schulstraße, fand die erste "lebendige" Lesung am 24.2.2019 statt. Aber nicht aus der Nauheimer Dorf-Chronik, die zur 1150-Jahr-Feier im Jahre 2001 erschien, sondern aus der älteren Reihe "Bilder und Geschichten aus vergangenen Tagen Nauheims" (1984).

Vorstandsmitglied Elva C. Brehmer hatte die Idee zu dieser Veranstaltung eingebracht und schlüpfte in die historische Rolle der Naumer "Hewegret" und trug "erlebte Begebenheiten" von früher vor.

Die Naumer "Hewegret", geb. 1815, verstorben 1894, geborene Anna Margarete Schulmeyer, lebte in ärmlichen Verhältnissen, war aber geschickt und unverdrossen und ermöglichte auf Grund ihres Fleißes ihrer Familie ein über dem Schnitt liegenden Verdienst. Sie kam aus Mörfelden nach Nauheim als Dienstmädchen in Stellung und lernte hier den Zmmergesellen Johann Philipp Engroff kennen, den sie auch später heiratete. Mit den Jahren blieben die Kinder nicht aus. Es waren dann neun Kinder, von denen zwei kurz nach der Geburt starben. 

Sie war ein Mörfelder Kind, mit dem Mundwerk etwas weiter voran als die Naumer. Sie wußte von zu Hause, dass Obst, Käse und Butter in Frankfurt einen ganz anderen Preis hatten, als in den Dörfern dafür bezahlt wurde. Da entschloß sie sich, jede Woche mit diesen Lebensmitteln eine Tour nach Frankfurt per Fuß zu machen.

Bald machte sie den Weg zweimai die Woche. Sie war auf dem Hin- und Rückweg schwer beladen. Darunter war auch Backhefe, die großen Anklang bei den Bäckern in und um Nauheim fand. So kam sie zu ihrem Spitznamen "Hewegret". Mit der Zeit kam es so weit, daß die Bäcker sagten: "die Hefe von der Hewegret gibt den besten Kuchen und das beste Brot." Sie hatte sich so unter ihrem Namen ein kleines Monopol geschaffen, das auf FIeiß und Energie und ein feines kaufmännisches Verständnis zurückzuführen ist. Wer noch den Schubkarren rnit Traggut und den Kringen als Unterlage zwischen Kopf und Tiaglast gekannt hat, kann sich ein Bild machen von den Leistungen dieser tapferen Frau.

Eine normale Tour nahm folgenden Verlauf. Abends ging es um acht oder neun Uhr, im Winter ungetähr drei Stunden früher, mit dem schweren Korb bis nach Mörfelden. Dort ruhte sie sich bei ihren Eltern ein paar Stunden aus. Um drei Uhr morgens ging es über Walldorf weiter nach Frankfurt auf den Markt. Hier wurden die mitgebrachten Waren verkauft und wieder neue eingekauft. Nach den Einkäufen ging es wieder denselben Weg zurück nach Nauheim; vieileicht rnit einer kleinen Unterbrechung in Mörfelden. Es ist in heutiger Zeit schwer zu begreifen, dass eine Frau und Mutter solche Strapazen durchführen konnte . . . .

Die ganze Museumsveranstaltung sollte natürlich nicht rein akademisch ablaufen. Für das leibliche Wohl wurde gesorgt mit  "Weck, Worscht un´ Woi". Es war reichlich da und jeder der Anwesenden wurde gut versorgt. Ein Lob an die Organisatoren!


Elvira C. Brehmer in der Rolle der "Hewegret" erzählt aus "ihrem Leben" im 19. Jh.






























Trotz wunderschönem Vorfrühlingswetter kamen viele Interessierte ins Museum















Nach dem Vortrag gab es ein Blumensträußchen von der Vorsitzenden Ute Ansahl-Reissig


"Weck, Worscht un Woi"

Elva Brehmer (li.) und Ute Ansahl-Reissig: Es wird doch reichen?


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