Der Nauheimer Bahnhof

Die Gemeinde Nauheim hat in den Jahren 1991/92 den gesamten Bahnhofsvorplatz mit einem Kostenvolumen von ca. 1,6 Mio. DM (unterstützt durch Mittel aus dem GVFG) umgestaltet. Ziel war einerseits eine Verbesserung des Umfeldes, anderseits der politische Wille, den Belangen des öffentlichen Personennahverkehrs in angemessener Weise Rechnung zu tragen (zwei Busspuren, Wendeschleife für Busse - jetzt Parkplätze, Park-and-Ride-Plätze, Fahrradständer etc.).

Das im Jahre 1882 errichtete und 1910 erweiterte Bahnhofsgebäude besteht aus einer guterhaltenen Sandsteinfassade mit Hintermauerung. Im Hauptgebäude ist ein trockener Gewölbekeller untergebracht. Zu diesem führt eine schmale, mit Sandstein ausgelegte, halbgewendelte Treppe. Zweiflüglige Kastenfenster mit stehendem Format sowie feste Holztüren, teilweise zweiflüglig dominieren in der Fassade. Ein ca. 20° geneigtes Dach mit Pappverschindlung schließt das Gebäude nach oben hin ab. Der Charakter des Bahnhofs sollte auch nach der Restrukturierung nicht verloren gehen, deswegen wurde darauf geachtet , dass die wertvolle, historische Bausubstanz erhalten bleibt.

Im Jahre 1993 erwarb die Gemeinde das Bahnhofsgebäude von der Bahn-AG zu einem Preis von rd. 240.000 DM mit der Absicht, das Gebäude aus dem Jahre 1882 einer sinnvollen Verwertung zuzuführen. 1996 schloss der Fahrkartenverkauf für immer seine Pforten, das Gebäude war letztlich nur noch Symbol einer über 140-jährigen Geschichte der Verbindung Bahn - Gemeinde Nauheim.

 
Nauheimer Kinder- und Jugendkulturbahnhof "X-presso"

Es wurde die Idee geboren, den Nauheimer Bahnhof zu renovieren und umzubauen, um ihn als Jugendzentrum zu nutzen. Die Beschlüsse der Gemeindevertretung hierzu wurden einvernehmlich gefasst, d.h. es bestand der Wille, der öffentlichen Nutzung den Vorrang zu geben. Etwa zeitgleich hatten sich die Jugendlichen auch schon einen Namen für das neue Zentrum ausgesucht: Kinder- und Jugendkulturbahnhof "X-presso" (das X steht für das Andreaskreuz; "presso" verbindet Cafécharakter und zugleich Geschwindigkeit).

Im Erdgeschoss des Kulturbahnhofes für Kinder und Jugendliche befindet sich das Café "X-presso" mit Bühne für Veranstaltungen sowie ein Jugendinformationsbereich zu Themen, wie beispielsweise Schule, Ausbildung, Beruf, Freizeitaktivitäten etc. Entsprechend ihrer Lebenssituation sollen Jugendliche und junge Erwachsende hier fachlich beraten werden.

Die erste Etage ist als Jugend-,  die zweite als Kinderetage angelegt, d.h. hier gibt es besondere Angebote für Kinder ab 6 Jahren. Weiterhin steht das Haus auch Vereinen und Organisationen für deren Kinder- und Jugendarbeit zur Verfügung.

Die gemeindlichen Umbaupläne - erstellt von der Nauheimer Architektin Joana Kossowski-Walczyk - stießen beim Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) auf Interesse. Denn zu den erklärten Geschäftszielen des RMV gehört die Renovierung bzw. Sanierung von Bahnhöfen in ihrem geographischen Geltungsbereich. Dies drückt sich in dem eigens hierfür aufgelegten Stationsentwicklungsplan (STEP) aus.

Nauheim wurde zusammen mit 13 anderen Kommunen in die Bezuschussung aufgenommen und mit rund 190.000,-- DM (verschiedene Mittel) gefördert. Anfang 1996 wurde im Vorgriff und Ersatz für den geschlossenen Bahnschalter bereits ein getrennter Bereich, bestehend aus Kiosk (zugleich RMV-Verkaufsstelle) und Fahrgast-Warteraum hergerichtet. Die Gesamtmaß-nahme wurde im November 1998 fertig gestellt und hat 1.160.114 DM gekostet.

Nauheim hat als erste Gemeinde in Hessen, gefördert durch den RMV und das Land, ein umfassend renoviertes Bahnhofsgebäude erhalten, das der Öffentlichkeit zur Verfügung steht.