Heimat- und Museumsverein Nauheim

 

Geschichte des Erzgebirges

Die Geschichte des Erzgebirges begann etwa im 11. Jahrhundert. Zu dieser Zeit war das gesamte Gebiet mit Wald bedeckt. Der dichte und dunkle Miriquidi (=Dunkelwald) ließ einen schwer nach Böhmen gelangen. Erst im 12.  und 13. Jh. entstanden die ersten Waldhufendörfer. Hier siedelten sich erst Bauern aus Franken, Thüringen und Südwestdeutschland an, welche meist Reihendörfer entlang von Flußläufen bauten. Doch die Abgaben wurden bald erhöht und die Bauern wurden fronpflichtig. Jetzt entstanden Burgen und umfangreiche Herrschaften zur Beherrschung der Gebiete. Eine Feudalherrschaft wurde errichtet. Um etwa 1168 wurde das Gebirge zum Erzgebirge, denn  auf Christiansdorfer Flur wurde man fündig - Silber. Mit dem "Bergkgeschrey" begann eine jahrhundertelange Entwicklung mit der Grundlage des Bergbaus. Rasch kamen Bergleute aus Niedersachsen. Aus Christiansdorf wurde die Bergstadt Freiberg. Da der Reichtum zunahm, wurden  Straßen um einen Markt ,und eine Stadtmauer gebaut. Etwa     dreihundert Jahre später gab es erneut ein "Bergkgeschrey". Es kommt aus dem Obererzgebirge. In Schneeberg ward das Silberfieber geweckt. Etwa um 1471 entdeckte man hier reiche Erzadern. In schneller Folge entstanden im 15./16. Jh. viele Bergstädte, wie z.B. Annaberg, Marienberg, Scheibenberg usw. In einigen Gebieten steht der Abbau von Zinn im Vordergrund, wie z.B. in Geyer, Geising und Ehrenfriedersdorf.  Mit dem Silbersegen stieg auch der Wohlstand und somit auch die Lebenshaltungskosten. Die Lage der Bergarbeiter verschlechterte sich, die Unternehmer wurden immer reicher. Ab etwa 1469 kam es dann zu Streiks, wobei sich die Knappschaft zur Wehr setzte. Es gab keine Schürffreiheit mehr und selbst die Kinder mußten beizeiten unter Tage, bis zu 12 Stunden täglich, häufig liegend arbeiten. Die Ausläufer des Deutschen Bauernkrieges erreichten auch das Erzgebirge. So wurden z.B. die Abte und Mönche des Klosters Grünhain von Hunderten von Bauern in die Flucht geschlagen. Doch auch bei weiteren Aufständen mußte man später einsehen, daß die schlecht ausgerüsteten Bauern keine Chance gegen die Fürstenmacht hatten. Die Folge waren Folter, Hinrichtungen, harte Strafgerichte usw. In den folgenden Jahrhunderten war der Bergbau fast erschöpft, Not und Hunger waren an der Tagesordnung. Durch Import großer Silbermengen aus Südamerika verlor das Silber auch an Wert. Steigende Arbeitslosigkeit zwang die Leute, sich einen anderen Broterwerb zu suchen. Was lag näher, als das viele Holz, was man im Erzgebirge vorfand, zu verarbeiten. Wasser wurde zur Antriebskraft vieler Mühlen. Es entstanden Poch- und Hammerwerke, Schmiede- und Schmelzhütten. Als die Stadt Annaberg z. B. ihren silbernen Glanz verlor, kam das Posamentieren und Klöppeln zum Vorschein. Barbara Uthmann präsentierte damals den frühkapitalistischen Typ des "Verlegers", welcher Aufträge für Heimarbeit erteilte und Material lieferte. So konnten die Frauen der arbeitslosen Bergleute etwas zum Lebensunterhalt beitragen. In den folgenden Jahrhunderten wurde diese Art der Heimarbeit eine Spezialität im Westerzgebirge. Aus dieser Zeit stammt auch der Annaberger Rechenmeister Adam Ries, welcher das Rechnen für viele Tausende vereinfachte. Das Spitzenklöppeln breitete sich bis ins Obererzgebirge aus, so daß sogar Männer am Klöppelsack saßen. Die Methode der Massenherstellung von Klöppelspitze in Manufakturen verdarb bald den Charakter der Handarbeit und erst jetzt  gehört es wieder zu einer echten Volkskunst. In den folgenden Jahrhunderten rückte das Posamentieren im Obererzgebirge mehr und mehr in den Vordergrund und war völlig in Männerhände übergegangen. Doch das Arbeiterelend war damit genauso wenig gebannt, denn es wurden nur Hungerlöhne gezahlt. Im 19. Jh. wurden mit dem Posamentenexport Millionenumsätze gemacht. Im Osterzgebirge verdiente man sich sein Geld mit der Strohflechterei. Um 1878 entstand in Glashütte die erste deutsche Uhrmacherschule, wo später Präzisionsuhren entstanden. In Eibenstock und Umgebung wurde im 18. Jh. die Stickerei heimisch. Olbernhau wurde zum wichtigsten Sitz der Möbelindustrie und des Holzwarenhandels. Seiffen wurde dagegen zum Inbegriff für Spielzeug. Hier leben die Spielzeugmacher.