Höhepunkt der 1150-Jahr-Feier in Nauheim am 10. Juni 2001: Der Festumzug

Ein Festzug unter dem Motto „Gestern - Heute - Morgen" mit 73 Zugnummern, fast 1800 Teilnehmern, vielen Kapellen, Motivwagen, Pferden und anderen Tieren war das Ereignis in Nauheim am 10. Juni 2001.

Es schien, als wollten die Zugteilnehmer sich gegenseitig übertreffen. Ob hoch zu Ross oder zu Fuss, auf Fahrzeugen aller Art - es mangelte nicht an Ideen. Auf der über vier km langen Strecke durch Nauheim zeigten die Vereine vor vielen tausend Zuschauern am Strassenrand, was sie in der Vorbereitungszeit zustande gebracht hatten. Fast überall herrschte eine fröhliche Stimmung, aber auch fast andächtig oder überwältigt genossen viele Zuschauer die vorbei ziehenden Gruppen.

Bewundert wurden vor allem die historischen Kostüme. Kinder und Erwachsene in römischem Gewande, „Cäsar" Hans Peter im Kampfwagen einer römischen Quadriga, Schultheiß Helmut Fischer mit Ehegespons und Stadtschreiber auf einem Pferdefuhrwerk, dem Damen und mittelalterliche Fürsten voranschritten. Landsknechte und Bettelmönche, die ihre Kirche im Schlepptau hatten. Aus den Partnergemeinden waren die Borner im Gefolge von Wilhelm von Oranien, die Franzosen in samtenen Rokko-Kostümen. Christdemokraten auf ihrer rollenden mittelalterlichen Burg so konservativ streng, aber anmutig gekleidet wie vor 600 Jahren. Es gab immer wieder riesige Zeitsprünge, was aber keinen störte.

Goldgräber wie Westernhelden, Opelaner auf Hochrädern von 1880, Erzgebirgler in Bergwerksuniformen, Waschweiber von den Landfrauen und Museumsweiber auf rollenden Untersätzen. Trachten aus den beiden letzten Jahrhunderten wählten der Turnverein, die Feuerwehr, das Rote Kreuz und viele andere. Das örtliche Handwerk, der Gewerbeverein, die Geflügelzüchter, der Obst- und Gartenbauverein und die Landwirtschaft zeigten auf liebevoll hergerichteten Motivwagen ihre Arbeitsgebiete.

Auch viele historische Fahrzeuge bewunderten die Zuschauer: die „Geusemer Schlepperfreunde" mit PS-starken Buldogs, Fahrzeuge von Opel aus längst vergangenen Tagen in Hochglanz, Mungas der Reservistenkameradschaft zeugten von glorreichen Zeiten der Bundeswehr, die Genossen steuerten einen grellroten Londoner Doppeldeckerbus durch die engen Gassen und zuletzt kamen die Kerweborsch mit einem futuristischen Gefährt mit lautstarker Musik.

Witzige Fußgruppen und Details machten auf sich aufmerksam. Lebendige Schachfiguren des Schachvereins, eine Feldküche, aus der Bonbons geschöpft wurden, ein Skiclub mit Skiklamotten von anno dazumal, eine historische Steinschleuder, von den Pfadfindern aufgepäppelt und durch die Strassen gezogen.

Viele Zuschauer bestaunten den einmaligen Zug, andere machten aus dem Anlass eine Veranstaltung mit Bewirtung und Partystimmung. Viele Kapellen, Fanfarenzüge sorgten für den unverkennbaren Nauheimer Sound.