Nauheimer Kräutergarten

Luftaufnahme Nauheimer Kräutergarten
Nauheimer Kräutergarten


Der Nauheimer Kräutergarten

Der kleine historische Kräutergarten an der Berzallee, Teilstück des Regionalparkweges, gelegen vor den Freizeitgärten und 1999 angelegt, wirkt besonders durch seine Rosenbäumchen der Sorte „Leonardo da Vinci“, die immer ab dem späten Frühjahr rosarot blühen. Eine zweite Blüte, nach entsprechendem Rückschnitt, erfolgt im August. Den Kräutergarten betreut in engagierter Weise auf Ehrenamtsbasis das Nauheimer Ehepaar Barbara und Werner Helemann. In den Anfangsjahren war Walter Gafke dafür ehrenamtlich zuständig.

Viele mittelalterliche Klostergärten waren vor allem Kräutergärten; die Grenze zum Apothekergarten ist fließend. Auch das Capitulare de villis vel curtis imperii Karls des Großen enthält vor allem Kräuter. Der St. Galler Klosterplan aus dem frühen 9. Jahrhundert enthält ebenfalls einen Kräutergarten. Aufgelassene Kräutergärten lassen sich manchmal durch Reliktpflanzen nachweisen, wie das Beispiel der Kells Priory in der irischen Grafschaft Kilkenny belegt. Kräuter konnten jedoch auch aus symbolischen oder sentimentalen Gründen angebaut werden, wie der Garten von Thomas Morus in London zeigt. Rosmarin symbolisierte hier Angedenken und Freundschaft.

In modernen Gärten werden Kräuter oft vor allem wegen ihres Duftes angepflanzt. Pflanzen wie Schnittlauch oder Fenchel werden als reine Zierpflanzen eingesetzt. In seinem Daily Telegraph-Garten auf der Chelsea Flower Show 2011 verwendete Cleve West auch blühendes Petersilie als dekoratives Element, was inzwischen zum Beispiel in Dixter nachgeahmt wird. Zurzeit werden Kräutergärten gerne zu Zierzwecken in Form einer Kräuterspirale angelegt. Kräutergärten als Teil von Ziergärten kamen Anfang der 1980er Jahre in Mode. Die Gärtnerei Hollington stellte auf der Chelsea Flower Show einen Kräutergarten aus und gewann eine Silbermedaille, Goldmedaillen folgten. Es werden inzwischen Farbvarietäten traditioneller Kräuter für Zierzwecke gezüchtet, besonders von Salbei und Thymian, aber auch weißblütiger Borretsch und Schnittlauch. Auch geflammte Melisse und Mädesüß und rote Gartenmelde (Atriplex hortensis var. rubra) sind populär.

Originale Kräutergärten aus dem Mittelalter oder der frühen Neuzeit sind nicht erhalten. Es gibt jedoch eine Anzahl von Gärten, die entweder versuchen, historische Kräutergärten (oder Pläne derselben) nachzugestalten oder Pflanzen, die zu einer bestimmten Zeit bekannt oder in Nutzung waren, zu präsentieren.

Der Kräutergarten diente von alters her nicht nur dem Gemüseanbau. Er war vielmehr - wie der Paradiesgarten - Ort der Besinnung und eine Oase der Ruhe. Als Standort heilkräftiger Zierpflanzen wurde er darüber hinaus zur Quelle körperlichen Wohlbefindens. Heilpflanzen können heutzutage auch als gestalterisches Element im Hausgarten eingesetzt werden. Moderne Konzepte schaffen eine Vielfalt geeigneter Biotope im Garten, historische Beispiele alter Kloster- und Apothekengärten begeistern die Liebhaber formaler Gartengestaltung.

Kräuter, die früher hinter Klostermauern kultiviert wurden, überstanden die einst wechselvolle Geschichte. Die Mönche kultivierten sie in sauberen, rechteckigen Beeten und kategorisierten sie mit großer Sorgfalt. In den Anfangsjahren wurden Kräuter primär als Heilpflanzen gezüchtet. Durch die Besinnung auf natürliche Ernährung finden Kräuter wieder zahlreiche Liebhaber im Garten, in der Küche und in der Hausapotheke. Fast alle Gewürzkräuter verfügen über eine medizinische Wirkung, denn schon durch ihre Würzstoffe tragen sie zum Wohlbefinden bei und regen die Verdauung an. Viele dieser Pflanzen werden aber nicht nur wegen ihrer aromatischen Blätter oder kulinarischen Qualitäten geschätzt, auch aufgrund ihrer hübschen Blüten sind sie sehr begehrt.

Der Nauheimer Kräutergarten ist Teil des örtlichen Regionalparkabschnittes und liegt zwischen der Freizeitanlage und der  Exotenallee bzw. des Klangweges am Lärmschutzwall. Liebstöckel, Schafgarbe, Lavendel, Beinwell, römischer Wermuth, Bohnenkraut, Schwertlilien, Minze und andere Kräuter vor Ort sollen heilende oder lindernde Wirkungen haben. Als Gewürzkräuter können die Pflanzen gerne in haushaltsüblichen Mengen zum persönlichen Bedarf gepflückt werden.


In jedem Kräuterbeet steht ein Rosenbäumchen der Sorte "Leonardo da Vinci"
 

 

 

 

Regionalparkroute, Teilprojekt Nauheim