Portrait Werner Dammel – Ehrenbürger Nauheims vom 12.11.2011 bis zu seinem Tode am 11.06.2004

Gespräch vom 29. März 2010 mit seiner Witwe Liselotte Dammel – Geführt von Monika Großmann – Erste Vorsitzende des Heimat– und Museumsvereins Nauheim e.V.

Werner Dammel wurde am 22. 06.1926 in Nauheim geboren. Seine Eltern waren ebenfalls gebürtige Nauheimer; er hatte noch eine Schwester. Sein Vater war zeitlebens Bediensteter der Reichsbahn als Leitungsmeister; das Einkommen ernährte die Familie.

Nach dem Besuch der Volksschule wechselte Werner Dammel zum Gymnasium nach Groß-Gerau; dieses unterrichtete jedoch nur bis zum 10. Schuljahr, sodass die Erlangung des Abiturs nur in Darmstadt möglich war. Er legte dann dort die Reifeprüfung ab. Schon immer hatte er den Wunsch, irgendetwas im technischen Bereich zu erlernen. Als Junge wollte er beispielweise Lokomotivführer werden. Sein Vater hatte ihn jedoch schon während der Schulzeit überzeugen können, dass mit einem Studium dieses genannte Berufsziel wohl nicht das richtige war. Dennoch wurde es die Technik: er absolvierte an der TH Darmstadt ein Ingenieurstudium  im Bereich Bauwesen speziell Stahl - und Wasserbau. Ende 1952 schloss er mit dem Staatsexamen ab. Im gleichen Jahr heiratete er Liselotte Sandner, eine junge Heimatvertriebene aus Schönbach, deren Mutter vor einigen Jahren – kurz nach der Ankunft in Nauheim – gestorben war. Liselotte musste sich um die zwei jüngeren Schwestern und ihren Vater kümmern, der sich als Geigenbaumeister niedergelassen hatte.

Eine sehr schwierige Zeit für alle – Vertriebene oder Einheimische. Sohn Uwe wurde 1952 geboren, die Tochter Astrid 5 Jahre später. Beide, Sohn und Tochter, haben jeweils ein Studium als Ingenieur bzw. Architektin absolviert. Liselotte Dammel erzählte, dass es ihrem Mann immer am Herzen lag, seinen Kindern eine gute Schul – und Berufsausbildung zu ermöglichen. Die Familie war ihm immer sehr wichtig. Dass die Verwirklichung dieses Zieles nicht immer mit der Realität konform ging, war ein Umstand, der Werner Dammel in seiner Berufszeit immer Kummer bereitete.

Einfach erklärt, er war an die 30 Jahre als Statiker und Stahl-und Wasserbauer für die Firma MAN Gustavsburg weltweit unterwegs. Hauptsächlich in Afrika und Asien, aber auch Südeuropa, Kanada und den USA. Bis auf Australien und Ozeanien habe er alle Erdteile gesehen. Meistens nur auf Baustellen und in Hotels. Seine Arbeit band ihn sehr stark ein, deshalb war Nauheim, war seine Familie das Refugium, in das er sich zurückzog. Er brauchte im Urlaub keine große Reisen, mal das Allgäu, der Odenwald tat´s auch. Für Hobbys hatte er auch wenig Zeit, Kegeln und das Treffen mit seinen Schulkameraden waren so die Bande zum Ort, zu seiner Generation und auch die Ahnenforschung traf bei ihm auf großes Interesse. So kam es durchaus vor, dass er abends im Hotel – fernab von Nauheim – irgendwo in den USA - im Telefonbuch den Namen Dammel ausfindig machte und der Sache auch nachging. So entstanden interessante Begegnungen und Briefwechsel.

Die Zeit der Abwesenheit des Vaters nutzte Mutter Liselotte damit, sich Fertigkeiten in der Keramik anzueignen; sie war sogar zwei Semester Gasthörerin an der Kunsthochschule in Mainz.

Mit Gleichgesinnten gründete sie 1976 die Nauheimer Gruppe der Hobbykünstler – die später sich den Namen „Form und Farbe“ gab. Liselotte war eine der treibenden Kräfte dieser Gruppe.

Und rein zufällig, bei einem Termin mit der Gemeindeverwaltung, kam das Gespräch auf das Heimatmuseum Nauheim, das bisher im Sportparkeingangsgebäude ein eher tristes Dasein fristete. Bürgermeister Rudolf Zaich informierte Frau Dammel über die Pläne der Gemeinde. Sie unterrichtete den Bürgermeister darüber, dass ihr Mann Werner in zwei Jahren in den Vorruhestand wechselte und er sehr interessiert an der Ahnenforschung und der Ortsgeschichte sei.   So war der Kontakt hergestellt, eine Verbindung begann, die das zukünftige Leben von Werner und auch Liselotte Dammel bestimmen sollte.

Die Arbeitsgemeinschaft Heimatmuseum war geboren. Neben den Dammels, gehörten dieser z.B. Georg Nold, Günter Dullat, Harald Hock, Dr. Rudolf Löbl, Erwin Kaul, Karl Lausmann und Wolfgang Lindner an. Eine Riesenfülle von Vorstellungen war in ein Konzept zu binden, das dann auch in die Räume passte, die die Gemeinde zur Verfügung stellte. Dies war die alte Schule, zuletzt als Kindergarten genutzt. „Alt-Nauheim lebt“ war der Titel des Vorhabens zu dem natürlich auch die Dorferneuerung passte. Ein Landesprogramm an dem die Gemeinde teilnahm; u.a. auch mit der Sanierung des Historischen Rathauses. Werner Dammel als „Chef“ der AG war in vielen Bereichen beteiligt und konnte schon im Voraus die Vorstellungen seiner Gruppe einbringen. Rund 350.000,--DM investierte die Gemeinde in das neue Museum. Dieses wurde im November 1987 eingeweiht; ein Festtag für Ganz-Nauheim.

Schon ein Jahr früher gründete sich der Heimat – und Museumsverein; dessen Erster Vorsitzender war natürlich Werner Dammel. Schon damals gab es Pläne, gerade größere Exponate, Wagen, Maschinen in geeigneten Räumen unterzubringen. Das Museum war hierzu zu klein. Auch wenn es bereits 1991 die Möglichkeit gab, im ersten Stock nochmals 80 qm Sonderausstellungsflächen zu erhalten -eine Wohnung war frei geworden- so sinnierten Dammel und seine Mitstreiter über ein landwirtschaftliches Gebäude – eine Remise - nach. Als Folge eines Brandes wurde gegenüber bei Landwirt Alwin Geyer die Scheune neu aufgebaut. Dies war die Chance schlechthin, das Vorhaben zu realisieren. Werner Dammel machte die Pläne und Statik, die Gemeinde schloss mit der Familie Geyer einen Pachtvertrag auf 20 Jahre (bis Jan. 2012), und Werner Dammel gelang es mit der „Rekrutierung“ einer Gruppe von Freiwilligen – später „Remisenmannschaft“ genannt – bei großartiger Unterstützung des heimischen Handwerks – binnen knapp 3 Jahren diese Remise zu verwirklichen. Heute ein Prachtstück, um das der Verein nicht zu Unrecht beneidet wird. Werner Dammels „Lebenstraum“ hatte sich bereits 1995 erfüllt.

Zeitlebens war Werner Dammel ein „unruhiger“ Geist, der immer nach vorne strebte, der weiter entwickeln wollte. Es liegen heute noch einige seiner Pläne in der Schublade – die „kleine historische Werkstatt“ – basierte auch auf seinen Überlegungen.

1998 gab er das Amt des Vereinsvorsitzenden ab; er blieb jedoch weiter im Vorstand und arbeitete aktiv mit, soweit es seine Gesundheit zuließ. Die 1150-Jahrfeier Nauheim war ganz in seinem Sinne; der Heimat– und Museumsverein wurde von der Gemeinde mit der Ausrichtung des Festes beauftragt. Drei Jahre Vorbereitung – ein ganzes Jahr unter dem Titel „Gestern – Heute – Morgen – 1150 Jahre Nauheim“ wurde gefeiert. Und als am 16. August auf dem Heinrich-Kaul-Platz die sog. „Tour der Hoffnung“ zugunsten krebskranker Kinder mit vielen prominenten Radfahrern einbog und Bürgermeister Helmut Fischer das Spendenergebnis von etwas über 60.000,-- DM verkündete, da wurde es nicht nur Werner Dammel „warm“ ums Herz. Ein solches Spendenergebnis gab es in den 30 Jahren des Bestehens der Aktion nie mehr wieder. Die „Nau´mer“ konnten auf sich selbst stolz sein.

2001 erhielt Werner Dammel die Ehrenbürgerwürde seiner Heimatgemeinde Nauheim. Aus seinem Buch „Deutschland Deine Hessen“ rezitierte beim Festakt der Schauspieler Walter Renneisen – einige Figuren daraus hatten Ähnlichkeit mit dem Geehrten. Und Bürgermeister Fischer nannte Werner Dammel einen „Einmaligen Mensch und großen Nauheimer.“

Am 11.06.2004 verstarb Werner Dammel nach kurzer Krankheit. Mit seiner Familie – Ehefrau, Sohn, Tochter und vier Enkel – trauerten viele Nauheimer, dennoch glücklich darüber, Werner Dammel begegnet zu sein oder sogar ein Stück des Weges seine Begleiter gewesen zu sein.