Lorsch - das ist Geschichte auf Schritt und Tritt:

Hier ist zu spüren, was vor mehr als tausend Jahren lebendig war.

Wandmalereien im Nibelungensaal des alten Rathauses Eng verbunden ist die Geschichte Lorschs natürlich mit der Entwicklung des Klosters: Fast ein halbes Jahrtausend lang war das Reichskloster Lorsch ein religiöses, kulturelles, wirtschaftliches und machtpolitisches Zentrum. Zum Kloster und Wallfahrtsort zogen Kaiser und Könige, Erzbischöfe und Fürsten. Ungezählte Male gab es hier "Gipfeltreffen auf höchster Ebene", mit allem Prunk und aller Pracht, die das frühe Mittelalter aufzubieten hatte. Wandmalereien im Nibelungensaal des alten Rathauses

Geschichtlicher Überblick

764 Während der Regierungszeit König Pippins gründeten der fränkische Gaugraf Kankor und seine Mutter Williswinda die Abtei Lorsch. Erzbischof Chrodegang von Metz besiedelte sie mit Benediktinern aus dem Kloster Gorze bei Metz.
772 Lorsch wird Reichskloster, erhält die Reichsunmittelbarkeit und das Recht der freien Abtwahl.
774 Die neue Klosterkirche wird durch Erzbischoff Lullus von Mainz in Anwesenheit Karls des Großen geweiht.
In der Folgezeit bringen umfangreiche Schenkungen dem Kloster großen Besitz. Nach kurzer Zeit erstreckte er sich von den Niederlanden bis in die Schweiz: Mehr als 3.800 Stiftungen nennen der "Codex Laureshamensis", die Chronik und das Urkundenbuch der Abtei.
876 Die deutschen Karolinger bestimmen Lorsch zu ihrer letzten Ruhestätte: Ludwig der Deutsche, sein Sohn Ludwig der Jüngere, dessen Sohn Hugo und Kunigunde, die Gemahlin Konrads I. wurden hier begraben.
In Lorsch lebte und starb wohl auch der Bayernherzog Tassilo, der Schwager Karls des Grossen, nach seiner Absetzung.
Einflußreiche und fähige Äbte leiten das Kloster und führen es zu hoher Blüte. In der politischen Geschichte des Reiches spielt Lorsch eine bedeutende Rolle. Die ersten deutschen Adelsgeschlechter zählen zu den Lehnsherren von Lorsch. Feste Burgen dienen zum Schutz seiner ausgedehnten Besitzungen (Starkenburg, Windeck)
1067 König Heinrich IV. verleiht der Abtei das Münz- und Marktrecht.
Auch Wissenschaft und Kunst werden in der mittelalterlichen Abtei Lorsch gepflegt. Das Kloster besitzt eine der größten Bibliotheken des frühen Mittelalters mit vielen kostbaren Handschriften. Die noch erhaltenen wertvollen Codices befinden sich heute in verschiedenen Bibliotheken Europas, vor allem in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.
1232 Lorsch verliert seine Selbständigkeit und kommt nach Kurmainz. Das Kloster wird kurzfristig mit Zisterziensern besetzt und dann in ein Prämonstratenser Chorherrenstift umgewandelt. Allmählich beginnt der Niedergang des Klosters.
1461 Kurmainz verpfändet in der Mainzer Stiftsfehde Lorsch mit der Bergstrasse an die Kurpfalz.
1621 Die Gebäude werden bis auf wenige Reste zerstört und abgetragen.
1803 Lorsch wird hessisch.
1927 Erste Ausgrabungen im Hauptkloster und den Filialklöstern Altenmünster und am Seehof durch den Archäologen und späteren Ehrenbürger Lorschs Friedrich Behn: Karolingische und gotische Malereien werden freigelegt.
1958 Neugestaltung der Anlage.
1964 1200 Jahrfeier der Stadt Lorsch.
1991 Die Königshalle und die übrigen Reste des Klosters werden von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.